Auch das Bauhaus, aus dessen Gründungsmanifest noch deutlich der Geist von Art and Crafts herauszuhören war, ist ohne die Werkstättenbewegung nicht denkbar.
Aber auch nicht ohne den Zusammenbruch der wilhelminischen Gesellschaft und das revolutionäre Pathos der Nachkriegszeit.
Die wohl berühmteste Designschule, deren Belegschaft durchweg aus dem Künstlermilieu stammte, hat nicht zuletzt wegen ihrer Internationalität universelle Bedeutung erlangt.
Der erste Direktor Walter Gropius besaß die Fähigkeit, Talente für das Projekt zu begeistern, darunter die Ungarn Marcel Breuer und Lázló Moholy-Nagy, der Russe Wassily Kandinsky und der Österreicher Herbert Bayer.
Ein entscheidender Anstoß kam aus Holland. Dort hatte sich die Künstlergruppe "De Stijl" mit der Übertragung konstruktivistischer Ideen auf die Architektur beschäftigt.
Als ihr Cheftheoretiker Theo van Doesburg am Weimarer Bauhaus Gastvorlesungen über "radikale Gestaltung" hielt, zündete der Funke.
Man sprach nun von "industrieller Formgebung".
Das Bauhaus wurde zu einem Labor für Gestaltungsexperimente und zur ersten Hochschule für modernes Design. Obwohl man diesen Terminus freilich nicht verwandte.
Die Professoren nannten sich "Formmeister".
Wieder standen Möbel- und Wohndesign im Zentrum des Interesses.
Der Tischler Marcel Breuer ließ sich von den Entwürfen seines holländischen Kollegen Gerrit Rietveld zu ganz ähnlichen Raummontagen anregen, ehe er mit Stahlrohrmöbeln das maschinelle Idiom in den Wohnraum einführte und damit eine Lawine auslöste.
Die Bejahung industrieller Fertigung (wie sie auch der Werkbund propagierte) und die Beschränkung auf einfachste Grundformen (wie sie bereits Gottfried Semper gefordert hatte) setzten sich durch.
Dabei war das Bauhaus keineswegs eine isolierte Erscheinung.
Die "Neue Sachlichkeit", noch Mitte des Jahrzehnts eine Angelegenheit von Avantgardisten, war bereits um 1930 in Deutschland der führende Stil der Zeit.
Projekte wie das "Neue Frankfurt" oder die Weißenhofsiedlung in Stuttgart, um nur die bekanntesten zu nennen, stehen für die schnelle Verbreitung jener Bewegung, die man heute "klassische Moderne" nennt und die sich in weiten Teilen auch politisch definierte.
Viele ihrer Vertreter verstanden sich als Sozialisten. Berlin war das Zentrum der modernen Bewegung.
Die Weltkunsthauptstadt Paris hatte 1925 mit einer großen internationalen Kunstgewerbeausstellung dagegengehalten, auf der "Art-Déco-Stil" dominierte.